6. Georg Eduard Flöel – Zwätzener Pfarrer, Pädagoge und Publizist - Kulturlandschaft Zwätzen e.V.

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6. Georg Eduard Flöel – Zwätzener Pfarrer, Pädagoge und Publizist

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Im evangelischen Wochenblatt „Glaube & Heimat“ von 1962 wurde er als „Der älteste Thüringer Pfarrer“ bezeichnet. Es handelte sich um den damals 98jährigen Georg Eduard Flöel, der einigen alten Zwätznern noch heute als Verfasser der liebevoll zusammengestellten „Heimatglocken für Zwätzen und Löbstedt“, einer Beilage zu „Glaube und Heimat“, bekannt ist. In den stillen Stunden des Pfarrer-Alltags trug er in dem kleinen Periodikum für seine protestantischen Gemeindemitglieder Nachrichten, erbauliche Unterhaltung, aber auch Alltagstexte, ohne den üblichen Dorftratsch, vor. Sein Motiv war Freude wecken an der „evangelischen Volkskirche, dem Kleinod unseres Väterglaubens“.  Seine Beschäftigung mit den alten Zwätzener und Löbstedter Akten und Kirchenbüchern erwuchs aus seinen genealogischen Interessen, die mit einem anhaltenden Familiensinn gepaart waren. In der heutigen Zeit der Wahlfamilien ohne verwandtschaftliche Bande wird das nicht immer auf Verständnis stoßen.
Als Pfarrersohn am 18. Juni 1865 in Bechstedtstraß geboren, hat er in diesem Ort seine Kindheit verlebt. Nach dem Schulbesuch absolvierte er das Gymnasium in Jena. Zu Ostern 1886 wurde er an der Universität in Jena immatrikuliert, um das Studium der Theologie aufzunehmen, welches er 1889 mit beiden theologischen Kandidatenprüfungen abschloß. In Kalbsrieth in der Goldenen Aue fand er als Kollaborator seine Lebensgefährtin; sein erstes Pfarramt trat er in der Rhöngemeinde Kaltenwestheim an. 1900 begründete er hier einen Obstbauverein. 1904 war er Pfarrer in Willerstedt und später in Bad Berka. Flöel wurde durch seine Gemeindeabende,  auf denen er selbstverfaßte biblische und mundartliche Laienspiele vorstellte, weithin bekannt. Schon vorher war es als Sammler von Sagen und Märchen aus der Rhön hervorgetreten. Nach einer Zwischenstation als Diakon im vogtländischen Auma trat er am 1. September 1917 sein Amt in Zwätzen an und führte sich sogleich mit den „Heimatglocken“ ein. 1921 vermittelte er eine Orgelspende seines Vorgängers, des Schriftstellers Paul Schreckenbach, für die Zwätzener Kirche sowie eine  Bücherschenkung seines Freundes. Dessen bekannter Roman „Eiserne Jugend“ spielt in weiten Teilen im Pfarrhaus zu Zwätzen. 1922 war Flöel Mitbegründer der ersten ländlichen evangelischen Volkshochschule in Thüringen und er war im Landeskirchenverein Eisenach sehr aktiv. Das traditionelle kirchliche Weihnachtsspiel führte er in Zwätzen fort. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand bezog er eine Wohnung Friedrich-Engels-Str. 17. Seiner Gewohnheit gemäß hat er dort  allmorgendlich Gedanken in poetischen Strophen niedergelegt. Er galt als perfekter Mechanikus und hat sich um die Ingangsetzung von alten Pendeluhren verdient gemacht. Zum Entzücken der Kinder soll er gelegentlich einen tischfüllenden Jahrmarkt veranstaltet haben. Georg Eduard Flöel ist am 9. Januar 1964 in Eisenberg im Pflegeheim Haus Bethesda verstoren. Seine Grabstätte fand er auf dem Friedhof in Schöten bei Apolda im Familiengrab.
 
Copyright Text: 2016 Kulturlandschaft Zwätzen e. V. / Dr. Thomas Pester
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